Erinnerungskultur am MPG

In vielen Städten Deutschlands und Europas stößt man auf die sogenannten Stolpersteine, die an das Schicksal der Menschen erinnern, die im Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. 1992 wurde das Projekt durch den Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen. Mittlerweile handelt es sich um das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Auch in Dortmund befinden sich mittlerweile eine Vielzahl dieser Stolpersteine, die an verschiedenen Orten in den Boden gelassen wurden.

Angeregt durch einen ehemaligen Schüler des Max-Planck-Gymnasiums entstand im Jahr 2021, im Rahmen der Erinnerungskultur an unserer Schule, die Idee, einen Stolperstein für Max Grünewald und dessen Familie verlegen zu wollen, da auch dieser Schüler des MPG war und von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Nach monatelanger Untersuchung der Familiengeschichte erhielt das Max-Planck-Gymnasium nun die Genehmigung zur Verlegung der Stolpersteine für Max Grünewald und dessen Familie. Diese werden im Juni in Dortmund verlegt.

Max Grünewald war Schüler des Bismarck-Realgymnasiums, wie das Max-Planck-Gymnasium zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Kaiserreich hieß, machte hier 1911 sein Abitur und war jüdischen Glaubens. Im Nationalsozialismus wurde Max Grünewald ermordet. Die Informationen über Max Grünewald waren zum Zeitpunkt des Beginns der Recherchearbeit überschaubar, denn viel mehr als die genannten Angaben waren leider nicht bekannt.

Im Februar 2022 schloss sich eine Gruppe Schüler_innen aus den Jahrgangsstufen 9 und EF unter der Betreuung von Herrn Schütte zusammen, um der Geschichte von Max Grünewald und dessen Familie nachzugehen. Über mehrere Monate recherchierten die Schüler_innen, suchten nach Spuren und Quellen, schrieben Archive an und arbeiteten beispielsweise mit dem Stadtarchiv Dortmund, dem Landesarchiv in Münster oder dem Bundesarchiv in Berlin.

Die Recherche gestaltete sich dabei nicht immer einfach, da im Nationalsozialismus die Spuren vieler Juden absichtlich beseitigt wurden, der Großteil der Familie Grünewald im Holocaust ermordet wurde und somit auch viele Informationen nur sehr vereinzelt zustande kamen.

Dennoch setzten sich allmählich viele Puzzlestücke zusammen und es ergab sich ein Bild über die Familie von Max Grünewald, dessen Ausbildung, das Berufsleben und die Zeit im Nationalsozialismus.

Max Grünewald wurde am 18.3.1892 in Dortmund geboren und hatte drei Geschwister, von denen zwei Brüder im Ersten Weltkrieg starben. Seine jüngere Schwester Käthe emigrierte im Nationalsozialismus in die USA und war somit einzige Überlebende der Familie. 1911 machte Max Grünewald sein Abitur am damaligen Max-Planck-Gymnasium und studierte anschließend Medizin in Frankfurt am Main. Ab 1917 war er praktizierender Arzt in Dortmund, heiratete und wurde Vater von zwei Töchtern. Wohnort und Praxis lagen in der Dortmunder Innenstadt. Im Nationalsozialismus wurde es Max Grünewald verboten weiterhin wissenschaftliche Arbeiten zu veröffentlichen. Auch wurde er mit seiner Familie nach Dortmund-Huckarde zwangsumgesiedelt. Am 27.1.1942 wurde die Familie Grünewald vom Dortmunder Südbahnhof in das Ghetto Riga deportiert, wo Max Grünewald, seine Frau Hildegard und die Töchter Hanna und Ruth schließlich ermordet wurden.

Es ist bedrückend und tragisch, dass die Familiengeschichte einer bis zur Zeit des Nationalsozialismus erfolgreichen und ganz normalen Dortmunder Familie endete, nur aufgrund der Zugehörigkeit zum Judentum. Umso erfreulicher ist es, dass der Familie Grünewald durch die Recherche ein Teil ihrer Geschichte zurückgegeben werden konnte und wir der Familie durch die bald verlegten Stolpersteine gedenken und erinnern können.